DEKLARATION ZUR GEMEINSAMEN SPRACHE
In den Räumlichkeiten des Magistrats Rudolfsheim-Fünfhaus fand eine Paneldiskussion mit dem Titel «Da li se razum(ij)emo» (Verstehen wir uns) statt, die eine von Tausenden von Intellektuellen unterzeichnete Deklaration zur gemeinsamen Sprache in Wien offiziell vorstellte, die in den letzten Jahren eine Lawine von Reaktionen in den Länder auslöste, die durch die Auflösung Jugoslawiens entstanden sind.
Da die Debatte über die Sprache und Nationalismus im ehemaligen Jugoslawien immer noch nicht an Aktualität verliert, war das Interesse an diesem Thema erwartungsgemäß hoch und der Magistratssaal bis zum letzten Platz gefüllt.
Vor der Paneldiskussion sprachen die Initiatoren der ganzen Idee der Deklaration: Linguistin Snježana Kordić (Kroatien), Journalist und Publizist Nikola Vučić (Bosnien und Herzegowina) und Politikwissenschaftler Filip Balunović (Serbien).
Ganz am Anfang des Programms wurde die Frage, ob in Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kroatien und Serbien eine gemeinsame Sprache gesprochen wird, bejaht. Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Snježana Kordić erklärte, dass es sich tatsächlich um eine gemeinsame polyzentrische Standardsprache handelt d. h., es ist eine Sprache, die von mehreren Nationen in mehreren Ländern mit unterschiedlichen Varianten gesprochen wird – wie Deutsch, Englisch, Arabisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und vielen anderen Sprachen.
Die Verwendung von vier Namen für die Standardvarianten – Bosnisch, Montenegrinisch, Kroatisch und Serbisch – bedeutet nicht, dass es sich auch um vier verschiedene Sprachen handelt. Das Beharren auf einer kleinen Anzahl vorhandener Unterschiede und die erzwungene Trennung der vier Standardvarianten führen zu einer Reihe negativer sozialer, kultureller und politischer Phänomene, wie der Gebrauch der Sprache als Argument für die Trennung von Kindern in einigen multiethnischen Umgebungen, die unnötige „Übersetzung“ im Verwaltungsgebrauch oder in den Medien, das Erfinden von Unterschieden, wo sie nicht existieren, bürokratischer Zwang und Zensur, in denen der sprachliche Ausdruck als Kriterium der ethnisch-nationalen Zugehörigkeit und als Mittel zum Nachweis der politischen Loyalität auferlegt wird.
Das Publikum hatte auch die Gelegenheit, mehr von den Gästen über einen Fall namens «Zwei Schulen unter einem Dach» zu hören, in dem Kinder verschiedener Nationalitäten unter dem Motto «Unterricht in ihrer eigenen Sprache» physisch getrennt waren und nicht gemeinsam den Unterricht besuchten. Mit diesen und vielen anderen Praktiken und Missbräuchen vertiefen sich die Spaltungen seit Jahren, obwohl sie eines gemeinsam haben: Diese Schulen sind ein Beispiel für Segregation und das bekannteste Beispiel dafür, wie junge Menschen zum Wohle einer ethnonationalistischen Politik manipuliert werden.
Obwohl es mehr als genug Diskussionsmaterial zu Sprache und Nationalismus gab, endete der Abend mit der Aufforderung, alle Formen der sprachlichen Trennung und Diskriminierung sowohl in Bildungseinrichtungen als auch in öffentlichen Einrichtungen zu beenden, um unnötige und schädliche Sprachentrennungspraktiken zu beenden, sowie die Freiheit der individuellen Wahl, die sprachliche Vielfalt und schließlich die Freiheit der Mischung zu Wohle aller Sprachträger zu respektieren.
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