Gespenster

Das Stück „Gespenster“, dessen Uraufführung vor dem Wiener Publikum ausverkauft war, wurde am Donnerstag, den 17. November, im Akzent-Theater aufgeführt. Das nach Ibsens gleichnamigem Text entstandene und von Andrej Nossow inszenierte bürgerliche Drama ließ niemanden gleichgültig.

Ibsens „Gespenster“ bringt uns zurück zum ewigen Thema der Provinzgesellschaft, des Familien(un)glücks und der unsichtbaren Fesseln der Frauen in der Zivilgesellschaft. Auf den Ort derjenigen, die das Leben so leben und denken, wie andere von ihnen halten. Die sich ihrem statischem Umfeld unterwerfen. Das Drama findet ihren Anhalt in einem völlig devianten familiären Umfeld, die es hartnäckig zu verschleiern versucht. Wir folgen einer Witwe, die in Erinnerung an ihren verstorbenen Ehemann ein Waisenhaus errichtet. Die Wahrheit kommt aber langsam auf das Tageslicht und wir erfahren, dass ihr Mann alles andere als ein ehrenvoller und ehrlicher, bewundernswerter Mann war. Und dass seine Werke nicht genau seine eigenen sind, sondern einige andere, die nicht bekannt sind, sind eigentlich seine. Sind Kinder für Sünden ihrer Eltern schuldig? Müssen sie bezahlen, wenn die Rechnungen am Ende ausgestellt werden?

Die weibliche Hauptfigur des Stücks wird von Mirjana Karanović interpretiert, die selbst erklärte, dass es eine komplizierte Rolle war, die ihr viele Probleme bereitete, weil ihre Figur „Pflicht“ statt „Freiheit“ wählt. Eine solche Wahl veranlasst die Schauspielerin, dass alle ihre Versuche, ihrem Leben einen Sinn zu geben, sie noch tiefer in den Zerfall schieben.

Wie in den meisten Ibsens Stücken, wird auch in diesem viel geredet und wenig getan. Im Kern der gesamten Handlung ist eine große Lüge, die aufgedeckt werden muss, und zu der man zwar genau wie zum Zentrum einer Zwiebel kommen kann: ein mühsamer Prozess, der die Tränen und einige Schnitte verursacht. Während des ganzen Stücks gibt es ein Gefühl von Angst und Wut, Trauer und Hoffnungslosigkeit, und trotz der Tatsache, dass dieses Stück seit 1881 im Theater gespielt wird, ist es immer noch leicht an die Gegenwart abzubilden, weil die Fäule, die unter den Teppich geschoben wird, nicht verschwindet und am Ende ans Licht kommt.

In anderen Rollen waren Slobodan Beštić, Branko Cvejić, Milica Janevski und Marko Grabež, die ihr Bestes gaben und alle Anwesenden mit ihrer Schauspieltechnik beeindruckten. Engagiert und ohne Kalkül und Schöntuerei teilten die Schauspieler mit dem Publikum, was sie hatten. Deshalb sollte man nicht überrascht sein, dass sie am Ende der Aufführung mit einem lauten Applaus des vollen Saals begleitet wurden.